Bedürf DICH keit* und das Scheitern von Paarbeziehungen

Bedürf DICH keit* und das Scheitern von Paarbeziehungen

Wenn wir als Erwachsene unsere Bedürf DICH keit am Gegenüber in der Paarbeziehung zu befriedigen versuchen, scheitern unsere Beziehungen bzw. entwickeln sich diese nicht in einer befriedigenden, erfüllenden Weise. Was in frühen Jahren durch die Eltern vernachlässigt wurde, kann kein Partner, keine Partnerin nachholend ersetzen. Den Erwartungsdruck vom Partner versorgt zu werden, hält keine Beziehung auf Dauer aus.

Wie kommt es zu Bedürftigkeit

Bedürftigkeit bleibt dann, wenn wir als Säuglinge und im Kindesalter nicht ausreichend mit dem versorgt wurden, was wir damals unbedingt benötigt hätten – gelungene Symbiose. Neben den rein körperlichen Bedürfnissen wie genährt, gewärmt, gehalten werden sind es auch die seelisch/psychischen Bedürfnisse gesehen, verstanden, unterstützt werden, verbunden und willkommen sein, die eine frühe Befriedigung brauchen.

Für viele Kinder wurden (werden) oft bloß die körperlichen Bedürfnisse einigermaßen ausreichend befriedigt, die seelischen kamen (kommen) zu kurz. Und das hat schwerwiegende Folgen – ungestillte Bedürftigkeit.

Die Gründe, warum diese Obsorge nicht gut gelingt, können vielfältig sein. Sehr oft sind die Eltern/Mütter selbst als Kinder nicht ausreichend versorgt worden und deshalb nicht in der Lage entsprechend nährend für ihre Kinder da zu sein.

Auswirkung der Bedürftigkeit

Ein Mensch bleibt aufgrund dieser Mangelerfahrung womöglich ein Leben lang bedürftig und sucht im Partner, in der Partnerin jemanden, der/die die eigene Bedürftigkeit, diesen alten Mangel stillt.

„Sei für mich da, wann immer ich dich brauche – füll mir meine Leere – gib mir Halt – tu alles, was ich von dir will – mach du mich ganz …“ das sind die stillen und ausgesprochenen Hoffnungen und Erwartungen, die bedürftige PartnerInnen an ihr Gegenüber richten. Das hält eine Beziehung auf Dauer nicht aus.

Erwachsen werden, sich um sich selbst kümmern

Hat man für sich erkannt, dass in der eigenen Paarbeziehung der „Bedürftigkeits-Wurm“ drinnen ist, kann man sich auf den Weg machen, um etwas nachzuholen, sich zu entwickeln, die eigene Identität nachholend auszuformen, auch in einer bestehenden Beziehung.

Hans Jellouschek bspw. beschreibt in seinem Buch „Im Irrgarten der Liebe“ diese Dynamik in Paarbeziehungen, die zwischen zwei in der frühen Bedürftigkeit stecken gebliebenen Partnern herrscht anhand des Märchens vom Froschkönig. Der verzauberte Prinz, der als Retter in der Not daher kommt und als Frosch der Prinzessin hilft, die verlorene Goldkugel aus dem Brunnen zu bergen. Und die Prinzessin, die einen faulen Handel eingeht, indem sie sich ihre Bedürftigkeit vom tierischen Retters stillen, und ihn trotz seiner froschigen Unattraktivität in ihr Leben lässt und somit seine Bedürftigkeit stillt. Im Märchen gelingt die Beziehung zwischen Prinzessin und dem zum Prinzen zurückverwandelten – zum erwachsenen Mann gewordenen – Frosch letztendlich trotz dieser anfänglichen Abhängigkeiten, weil beide einen Entwicklungsprozess durchschreiten.

Was kann ich für mich und meine Beziehung tun?

Zu erkennen und zu verstehen, welch große frühe Bedürftigkeit in einem noch immer wohnt, ist der erste Schritt aus der Bedürftigkeitsfalle in Beziehungen. Aus einem abhängigen „Ich verlasse mich auf dich“, das ja schon beinhaltet, „sich selbst zu verlassen“, kann ein „Ich kümmere mich ab jetzt zuerst um mich selbst“ werden. Aus einer bedürftigen Beziehung kann sich eine „kompetente Beziehung“ entwickeln, wie Hans-Joachim Maaz diese erwachsene, gesunde Beziehungsform in seinem Buch „Die Liebesfalle“ nennt. Aus einer Bedürf DICH keit kann eine Bedürf MICH keit* entwickelt werden.

Paarbeziehungen werden wesentlich von unbewussten Dynamiken zwischen den Partnern beeinflusst. Dieses Unbewusste in der eigenen Paarbeziehung zu erkennen und zu verstehen, ist der Beginn eines Lösungsweges.

Unbewusstes Paargeschehen aufzudecken gelingt insbesondere auch mit der Methode der Anliegenaufstellung von Prof. Dr. Franz Ruppert, die dazu beiträgt, unerkannte Anteile der eigenen Psyche an die Oberfläche zu bringen. Es kann damit eine Entwicklung zwischen den Partnern angestoßen werden, die (erneut) wirkliche Nähe und tiefes Vertrauen in der Beziehung ermöglicht.

(* ich verwende diese Wortkreationen mit dem Hinweis, diese von meiner lieben Freundin Theresia Nestlang „ausgeliehen“ zu haben – https://www.abundancer.at/)

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